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Es ist früh am Morgen und Sie sitzen im Bus auf dem Weg zur Arbeit und lesen die Tageszeitung. Ein Artikel über Superfoods erregt Ihre Aufmerksamkeit. Sie preist die wunderbare Wirkung von Açai, Goji-Beeren, Avocado und Co. auf die Gesundheit. Die Medien sind wahre Profis in der subjektiven Beeinflussung unseres Unterbewusstseins. Auf dem Heimweg machen Sie also einen kleinen Abstecher in den nächsten Bioladen, um einige dieser Superfoods zu kaufen.
Es ist doch nichts Schlechtes daran, etwas für seine Gesundheit tun zu wollen, oder? Im Prinzip nein. Allerdings sollte man bei Hypes wie diesen so genannten Superfoods in den Medien vorsichtig sein. Warum ist das so? Und was ist mit Superfoods und ihrer Nachhaltigkeit? Ich werde Ihnen in diesem Blogbeitrag alles darüber erzählen.
Was ist ein Superfood?
Wenn wir schon von Superfoods sprechen, ist es sinnvoll, den Begriff kurz zu definieren.
Ein Superfood ist ein Lebensmittel, dem eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. Der Begriff ist stark vom Marketing geprägt. Daher ist sie mit Vorsicht zu genießen.
Die positiven Wirkungen bestimmter Superfoods sind teilweise wissenschaftlich belegt. Einige dieser Ergebnisse wurden jedoch bei sehr hohen Dosen, in Tierversuchen oder unter Laborbedingungen erzielt. Ob diese Ergebnisse eins-zu-eins auf den menschlichen Organismus und insbesondere auf die Nahrungsaufnahme übertragen werden können, ist fraglich.
Was steckt hinter dem Superfood-Trend?
Die meisten der gehypten Superfoods haben eines gemeinsam: Sie sind exotisch. Ob Chiasamen aus Mexiko, Avocados aus der Dominikanischen Republik, Matcha aus Japan, Açai aus Brasilien oder Quinoa aus Bolivien. Sie alle sind um die halbe Welt geflogen, um auf unseren Tellern zu landen.
Das macht sie vor allem eines: attraktiv. Die Menschheit war schon immer fasziniert von Unbekanntem, Exotischem, von Dingen, die sie nicht kennt. Es ist also nicht verwunderlich, dass solche Produkte unser Interesse wecken. Und genau aus diesem Grund sind Superfoods eine hervorragende Nahrungsquelle für die Marketingabteilung der Lebensmittelhersteller. Das Ergebnis ist ein Superfood-Trend, der von den Medien noch weiter vorangetrieben wird.
An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass es keinen Mehrwert zwischen eingeflogenen Superfoods und lokalen Alternativen gibt. Und Superfoods ersetzen keinesfalls eine ausgewogene, reichhaltige Ernährung auf der Basis von Vollwertkost.
An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht – was übrigens durchaus berechtigt ist -, woher ich mein Wissen nehme? Ich bin von Beruf Apothekerin mit einer 5-jährigen akademischen Ausbildung. Die Ernährung ist Teil dieser Erziehung. Daher verfüge ich über die nötigen Kenntnisse in diesem Bereich und weiß, wovon ich spreche. Außerdem werde ich im Oktober eine neue Ausbildung in diesem Bereich beginnen. Aber dazu mehr, wenn die Zeit reif ist. Außerdem recherchiere ich für jeden Blogbeitrag.
Sind Superfoods wirklich gesünder als lokale Alternativen?
Nein. Es gibt auch lokale Lebensmittel mit einer hervorragenden Nährstoffbilanz. Sie wurden nicht um den halben Globus transportiert. Frisch verzehrt enthalten sie daher sogar höhere Nährstoffkonzentrationen als ihre exotischen Pendants. Beispiele sind Himbeeren, Heidelbeeren oder grünes Gemüse wie Brokkoli oder Grünkohl.
Viele heimische Obst- und Gemüsesorten sind daher bereits Superfoods. Auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind.
Was ist mit Superfoods und ihrer Nachhaltigkeit?
Jetzt erzähle ich Ihnen, wie es mit exotischen Superfoods und ihrer Nachhaltigkeit aussieht.
Lange Transportwege
Das ist wahrscheinlich der offensichtlichste Punkt. Exotische Superfoods müssen oft weite Strecken zurücklegen. Kein optimaler CO2-Fußabdruck im Vergleich zu lokalen Alternativen. Aber auch einige exotische Arten haben ihren Weg nach Europa gefunden. Auch in der Schweiz bauen Landwirte mittlerweile Quinoa an. Achten Sie beim Kauf von Superfoods immer auf die Herkunft. Auch Superfoods können aufgrund der langen Transportwege Nährstoffe verlieren. Die effektive Nährstoffkonzentration ist daher niedriger als am Ursprungsort.
Der Hype fördert Monokulturen
Der Superfood-Hype führt zu einer erhöhten Nachfrage, die das Entstehen von Monokulturen begünstigt. Monokulturen laugen den Boden teilweise aus. Es entsteht ein Ungleichgewicht im Boden. Infolgedessen verwendet der Landwirt mehr Dünger, um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Dies wiederum kann schädliche Auswirkungen auf das Grundwasser und die dort lebenden Insekten- und Tierarten haben.
Monokulturen sind anfälliger für Schädlinge. Die Landwirte müssen also mehr Pestizide einsetzen. Ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit und die Tierwelt sind fragwürdig. Monokulturen fördern auch das Aussterben von Bienen und kleinen Wildtieren wie Insekten. Letztere können bei den einseitigen Bodenverhältnissen keine Nahrung finden. Monokulturen fördern auch die Entwaldung.
Wenn schon exotisches Superfood, dann bitte wenigstens auf ein Bio-Siegel und nachhaltigen Anbau achten.
schlechte individuelle Ökobilanz
Die Nachhaltigkeit bestimmter Superfoods ist per se schlecht. Nehmen Sie die Avocado. Ihre Herstellung verbraucht große Mengen an Wasser. Berücksichtigen Sie deshalb immer die individuelle Ökobilanz.
Außerdem bleiben einige Superfoods in ihrem frischen Zustand nicht gut, bis sie Europa erreichen. Ohne weitere Verarbeitung würden sie hier ungenießbar ankommen. Deshalb werden sie getrocknet, pulverisiert oder anderweitig verarbeitet . Zum Beispiel die Goji- oder Açai-Beeren. Während unsere heimischen Beeren direkt vom Strauch in unseren Mund wandern. Eine solche Weiterverarbeitung geht auch mit einem erhöhten Energieeinsatz einher, der sich negativ auf die Ökobilanz auswirkt.
Der Superfood-Hype macht die Armen noch ärmer
Superfood-Boom führt zu erhöhter Nachfrage. Dies wiederum führt zu einem erhöhten Angebot durch vermehrten Anbau, was wiederum Monokulturen fördert. Dies wirkt sich langfristig negativ auf die lokalen Ökosysteme aus und schadet nicht nur Flora und Fauna, sondern auch den Menschen, die dort leben. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass eine erhöhte Nachfrage in der Regel mit höheren Preisen einhergeht. Es ist ein Teufelskreis mit einem doppelt schlechten Ergebnis für die ärmere Bevölkerung bestimmter Länder. Nicht nur, dass ihre lokalen Ökosysteme zerstört werden, sie können sich auch nicht mehr die Lebensmittel leisten, die früher zu ihrer täglichen Ernährung gehörten. Nehmen Sie die Beispiele Quinoa und Avocado.
Angesichts der aktuellen Ereignisse auf dem Amazonas ist es an der Zeit, unser Konsumverhalten zu überdenken. Dabei geht es nicht nur um eine Ernährung, die weniger tierische Produkte enthält oder komplett vegan ist. Aber stellen Sie sich die Frage: Brauche ich diese Woche wirklich die dritte Avocado? Oder reicht mir eine Handvoll Nüsse aus der Region? Muss ich wirklich ständig Mangos, Jackfruit, Drachenfrucht und andere exotische Früchte verzehren, wenn es hier so viele leckere Steinfrüchte und Beeren gibt, die Saison haben? Und sind Chiasamen und Quinoa wirklich lebenswichtig oder bin ich die letzten 10 Jahre perfekt ohne sie ausgekommen?
Ich hoffe, ich konnte Ihnen das Thema exotische Superfoods und deren Nachhaltigkeit ein wenig näher bringen.
Ich will hier auch nicht predigen oder moralisieren, geschweige denn verlangen, dass Sie von heute auf morgen alles aufgeben. Ich werde aber weiterhin Tag für Tag mit meinen Beiträgen, ob hier im Blog oder auf Instagram, dazu anregen, bewusster zu konsumieren und das eigene Verhalten zu überdenken.
Zu guter Letzt fragen sich einige von Ihnen vielleicht noch, welche nachhaltigen Alternativen Sie anstelle der exotischen Superfoods verwenden können? Ich werde Ihnen nächste Woche in einem neuen Blogbeitrag davon berichten. Und wenn Sie nicht bis dahin warten wollen, laden Sie einfach mein kostenloses ebook mit 10 veganen Rezepten herunter, die alle mit nachhaltigen Superfoods zubereitet wurden.
Wir werden uns bald gegenseitig lesen,
Ihre Sarah